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Küchenchef Timo Steubing mit Spitzenkoch Tristan Brandt. Foto: Michael Pisarri

One-Way-Ticket von der Pfalz nach Miami

Mein Freund und Kollege Timo Steubing, der mit mir gemeinsam das Sterne-Restaurant „Tambourine Room by Tristan Brandt“ in Miami führt, berichtet Ihnen heute von Herausforderungen aber auch Möglichkeiten, die einen Koch in den USA erwarten. Dazu gibt es dann am Ende noch ein exklusives Rezept – nur für Sie, direkt von ihm aus Miami. Hello Timo, are you there?

Hallo nach Deutschland! Da bin ich auch schon, Timo Steubing, Küchenchef vom Tambourine Room by Tristan Brandt, das sich im Carillon Miami Wellness Resort, einem 5-Sterne-Hotel in Miami Beach befindet. Vor einem Jahr haben wir unseren ersten Stern verliehen bekommen, der vor kurzem erneut bestätigt wurde. Doch wie kommt eigentlich ein deutscher Koch von der Kurpfalz nach Miami?

Die Reise begann mit dem Patron und Namensgeber des Fine Dining Restaurants Tristan Brandt, der mich für die verantwortungsvolle Rolle des Küchenchefs eines neuen Gourmet-Restaurants empfahl. Ich kenne Tristan schon lange, schätze ihn sehr und das beruht auf Gegenseitigkeit. Als ich mich schließlich entschied, meinen Lebensmittelpunkt von Deutschland nach Miami zu verlagern, wusste ich, dass ein großes Abenteuer mit faszinierenden Herausforderungen auf mich warten würde.

Die Unterschiede zwischen den USA und Deutschland sind enorm: In Deutschland wusste ich genau, welcher Lieferant die besten Karotten oder das feinste Salz hatte. Hier in Miami fing ich bei null an. Glücklicherweise wurden mir schnell sehr gute lokale Lieferanten vorgestellt. Dennoch war es eine große Umstellung. Selbst einfache Dinge wie Kartoffeln – die Sorten, der Geschmack und die Anbaumethoden – unterscheiden sich erheblich. Aber die Unterschiede bringen auch spannende Vorteile mit sich: Durch die Küstennähe habe ich Zugang zu frischen Fisch- und Meeresfrüchten wie kleinen Schwarzflossen-Thunfischen oder Florida-Langusten, die in Europa kaum bekannt und preislich dem europäischen Hummer sogar überlegen sind.

Spannend ist vor allem auch die unterschiedliche Esskultur. Während wir in Europa ausgedehnte Mahlzeiten zelebrieren, bevorzugen die Amerikaner schnelle und effiziente Restaurantbesuche, weil man in einer Metropole wie Miami nach dem Essen noch weiter ausgeht. Das erfordert vor allem eine Anpassung im Service und der Menügestaltung. Ein riesiger Vorteil in den USA ist die Tatsache, dass Lieferanten sieben Tage die Woche arbeiten, sodass ich täglich hochqualitative Produkte ganz frisch beziehen kann. In Deutschland wäre es undenkbar, am Sonntag eine Lieferung zu erhalten. Auch die Portionsgrößen unterscheiden sich stark. Die leichtere, eher Gemüse-affine Küche sowie die kleineren Portionen sind für mich eine angenehme Veränderung. Es liegt wohl auch an der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit in Miami, dass man weniger schwer im Magen liegende Gerichte bevorzugt. Die neue Umgebung bringt auch eine Fülle exotischer Früchte und Zutaten mit sich. Eine meiner spannendsten Entdeckungen ist die Mamey-Frucht. Sie sieht aus wie eine große Mango, hat eine dunkelrote Schale und ein orange-rotes Fruchtfleisch mit einem Geschmack, der an eine Mischung aus Aprikose und Karamell erinnert. Eine tolle Frucht, die neue Möglichkeiten für kreative Gerichte bietet. Eine meiner neusten Kreationen stelle ich Ihnen heute vor.

Meine Entscheidung, nach Miami zu ziehen, war eine der besten meines Lebens! Beruflich habe ich mich weiterentwickelt und persönlich genieße ich die hohe Lebensqualität und die neuen kulturellen Einflüsse. Egal wo man lebt, jede Umgebung hat ihre eigenen Besonderheiten und bringt einzigartige Erfahrungen mit sich. Und letztlich sind es genau diese Erfahrungen, die das Leben so aufregend machen.

Vielleicht sehen wir uns ja bald in Miami? Bis dahin schicke ich Ihnen meiner allerbesten Wünsche aus der Ferne mit einem spannenden Rezept. Ich wünsche Ihnen viel Spass dabei!

See you soon!
Ihr Timo Steubing