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Tristan Brandt gemeinsam mit Corinna Dosch und Rafael Mittmann vom Champagner Club zu Besuch bei Champagne Lanson in Reims. Foto: 80 GRAD, Champagner-club.de

Tristan Brandt auf Tour de Champagne!

In meiner kulinarischen Kolumne für den Mannheimer Morgen gebe ich Tipps für die Küche zuhause, gewähre Einblicke in die Welt der Haute Cuisine und berichte über meine kulinarischen Reiseabenteuer. Heute stelle ich Ihnen einen spannenden Bericht über meine prickelnde Tour de Champagne vor! Viel Spaß damit, Ihr Tristan Brandt!

Gleich zu Beginn des Jahres war ich wieder on tour, um neue kulinarische Entdeckungen zu machen. Diesmal ging es mit meinen beiden Freunden vom Champagner Club aus Düsseldorf in die Champagne. Und um gleich ein Vorurteil abzubauen, den beiden geht es vor allem um eines: dem Klischee entgegenzuwirken, dass es bei diesem Thema nur um eine funkelnde Luxuswelt geht. Genau deshalb habe ich mich entschieden, die beiden in die Champagne zu begleiten, um die andere Seite des edlen Getränks kennenzulernen. Und da ich in diesen drei Tagen soviel gesehen, geschmeckt und erlebt habe, werde ich mit Ihnen meine Erfahrungen gerne teilen und ein wenig die Vielfalt der Champagne – vom großen bis zum kleinen Winzerhaus vorstellen.

Bevor wir nun auf die gemeinsame Reise gehen, vorab ein paar Fakten: Die Champagne ist ein Gebiet, das sich auf über 34.000 Hektar von der Montagne de Reims im Norden über das Vallée de la Marne, die Côte des Blancs und die Côte de Sézanne bis zur weiter südlich gelegenen Côte des Bar erstreckt. Das Besondere der Region sind die Böden bzw. das Terroirs, das größtenteils mit Kalk durchzogen ist und damit den Trauben einen mineralischen Geschmack verleiht. Drei Rebsorten werden zumeist in der Champagne angebaut: der Chardonnay, der dem Champagner Finesse und Frische verleiht, der Pinot Noir, der ihm die Stärke gibt sowie Meunier, der für seine Fruchtigkeit bekannt ist. Alle drei Trauben eint, dass ihr Saft weiß ist. An dieser Stelle fragen sie sich bestimmt, und wie wird dann ein Rosé hergestellt? Dazu verrate ich Ihnen in meiner nächsten Kolumne mehr! Außerdem gibt es noch vier alte Rebsorten, die aber eher selten angebaut werden, da sie anfälliger für Krankheiten sind und später reifen, wie Pinot Blanc, Pinot Gris, Arbanne und Petit Meslier. Der Champagner ist ein herkunftsgeschützter Begriff, d.h. er darf nur in der Champagne nach streng kontrollierten Vorgaben des „Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne“ (kurz „CIVC“) hergestellt werden. Dies wird übrigens mit wenigen Ausnahmen weltweit streng kontrolliert. Sie können sich also sicher sein, dort, wo Champagner drauf steht, ist auch Champagner drin!

Nun aber zu unserer Tour! Treffpunkt war das Champagnerhaus „Jacques Picard“ aus Berru, ca. 15 Minuten von der Hauptstadt der Region Reims entfernt. Dort wurden wir vom sympathischen Inhaber und Winzer José Lievens empfangen, der vor allem auf biodynamischen Anbau setzt und uns direkt zu seinen Weinbergen führte. „Wir geben unserem Boden das zurück, was wir ihm nehmen. Wir experimentieren dabei mit 100% biologischen Zutaten, wie beispielsweise Kräutern, die unsere Böden lebendig machen und damit auch die Qualität und Gesundheit unserer Reben steigern.“ Im Anschluss des Weinbergbesuchs zeigte er uns seinen Keller, danach ging es zum Tasting. Was für eine geschmackliche Explosion im Mund: von Brioche über Honig, Birne und Apfel, es war einfach alles dabei. Zum Abschluss kam er noch mit einer ganz besonderen Flasche zu mir, die er spontan aus dem Keller geholt hatte. Es war kein Etikett auf der angestaubten Flasche und mit seinem Finger schrieb er die Zahl „1985“ darauf. Ich bekam Gänsehaut. Mein Geburtsjahrgang, den er uns als besondere Geste offerierte. Was für eine Wertschätzung, welch ein Geschmack! Ein Erlebnis, das ich so nicht mehr vergessen werde. Champagne Jacques Picard produziert ca. 60.000 Flaschen im Jahr, was gegenüber großen Häusern, die teilweise mehrere Millionen herstellen, eine sehr geringe Menge darstellt.

Von Berru aus ging es dann weiter in die „Stadt der Könige“ und Hauptstadt der Champagne nach Reims. In dieser wunderschönen geschichtsträchtigen Stadt wurden viele französische Könige gekürt. Genau genommen in der Kathedrale Notre-Dame de Reims, die ein absoluter Hingucker und Besuchermagnet ist. Dort durften wir eines der ältesten Champagnerhäuser besuchen, dass für die Öffentlichkeit allerdings nicht zugänglich ist: Champagne „Abelé 1757“. Dieses Haus zählt – wie die Zahl im Namen bereits vermuten lässt – zu den fünf ältesten Häusern. Alle Champagner, die das Haus anbietet, sind auch als Magnumflasche erhältlich, was etwas ganz Besonderes ist. Dort erfuhren wir auch, dass der Gründer des Hauses Henri Abelé für die Kathedrale von Reims einen Engel restaurieren ließ, der dem Krieg zum Opfer gefallen war. Dieser Engel lacht und daher heißt auch eine der Cuvées „Sourire de Reims – das Lachen von Reims“. Das Team ist jung, dynamisch und der Kellermeister ein erfahrener Experte, der bereits in mehreren bekannten Häusern gearbeitet hat. Die Champagner sind frisch und köstlich. Und ich freue mich, dass ich wieder etwas Neues entdeckt habe. Das Haus arbeitet aktuell mit ca. 30 Winzern aus der gesamten Champagne zusammen, die ihren Traubensaft direkt an Abelé liefern, die ca. 120.000 Flaschen im Jahr produzieren.

Und zum Abschluss des Tages wurden wir vom Präsidenten Francois van Aal des Champagnerhauses „Lanson“ persönlich begrüßt. Bekanntheit erlangte Lanson übrigens dadurch, dass es seit der Ära Victorias bis heute zu den britischen Hoflieferanten zählt. Mit einer Produktion von mehreren Millionen Flaschen im Jahr gehört Lanson zu den größten Häusern, die ich je besucht habe. Auch hier wurden wir hinter die Kulissen geführt, durften uns den riesigen Keller anschauen, in dem Weine aus fast allen Grand Cru und Premier Cru Orten in Stahltanks gelagert sind, bevor sie vom Kellermeister gekonnt „assembliert“, also zu einer köstlichen Cuvée zusammengefügt werden. Die bekannteste Cuvée des Hauses ist der „Black Label“, der aus allen drei Rebsorten besteht. Ein leckeres Tröpfchen, das man sich durchaus auch mal zwischendurch gönnen sollte. Oder wie es Lily Bollinger zu sagen pflegte: „Ich trinke Champagner, wenn ich glücklich bin und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich alleine bin. Wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe.“ Lanson heißt interessierte Champagnerfans herzlich willkommen und ist von montags bis freitags auch für Besuche geöffnet.

Ob kleiner Winzer, Champagnerhaus oder Genossenschaft, Sie sehen bereits an dieser Stelle, die Champagne ist vielfältig und spannend! In meiner nächsten Kolumne verrate ich Ihnen wie viele Winzer es in der Champagne gibt, fahre zum Stiefkind der Champagne in den Süden und erkläre ihnen wie die rote Farbe in einen Rosé-Champagner kommt, obwohl die Säfte doch alle weiß sind.

PS: Wer nicht bis Februar warten und bereits jetzt sein Champagner-Wissen vertiefen möchte, dem empfehle ich: www.champagner-club.de!

Na dann: À la vôtre – auf Ihr Wohl!

Mit prickelnden Grüßen
Ihr Tristan Brandt