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Tristan Brandt gemeinsam mit Niklas Oberhofer auf der Sea Cloud Spirit.

Unter Segeln: Kulinarik auf hoher See

In diesem Monat war ich eine Woche lang gemeinsam mit meinem Nachwuchstalent Niklas Oberhofer als Gastkoch auf der Sea Cloud Spirit von Genua nach Valencia. Was ich dort erlebt habe und welche Herausforderungen eine solche Schiffsreise für uns Köche darstellt, davon möchte ich Ihnen jetzt gerne berichten.

Ich empfehle jeder Nachwuchsköchin und jedem Nachwuchskoch einmal im Leben eine Zeitlang auf einem Schiff zu kochen. Warum? Weil man einfach mal dieses Erlebnis mitnehmen sollte, denn es ist wirklich etwas ganz Besonderes. Gerade direkt nach der Kochausbildung empfiehlt es sich, den Seesack zu packen und auf kulinarische Wanderschaft zu gehen. Denn Reisen bildet und ist eine unendliche Inspirationsquelle für Köche.

Apropos Herausforderung: Als ich die Anfrage der Sea Cloud Spirit erhielt, als Gastkoch auf’s Schiff zu gehen, war es zunächst für mich eine spannende Angelegenheit. Ich wusste nicht, was da alles auf mich zukommt. Und um es kurz vorwegzunehmen: Ich habe natürlich „ja“ gesagt und freue mich seitdem immer wieder auf ein neues Abenteuer mit dieser Windjammer.

Aber was genau ist die große Herausforderung an Bord eines Schiffes zu kochen? Die Zutaten und Produkte müssen pünktlich an Bord gebracht werden. Alles, was beim Ablegen nicht im Schiffslager ist, kann dann auch nicht einfach mal so besorgt werden! Auch bei der Auswahl der Zutaten gibt es einiges zu beachten: Produkte wie frisch geerntete Kräuter, lebende Hummer etc. sind an Bord nicht möglich. Da sind Improvisationsfähigkeit und die eigene Kreativität gefragt!

Ansonsten scheinen die Herausforderungen an Bord gar nicht so offensichtlich, bis man dann tatsächlich in der Küche steht. Nehmen wir nur mal das einfache Abwiegen von Zutaten in der Patisserie als Beispiel: Bei starkem Seegang schwankt die Waage – genau wie das Schiff – hin und her. Man muss einen ruhigen Moment abpassen und am besten alles, was man zeitnah benötigt, wiegen.

Aber durch meine Erfahrung und die vielen Aufenthalte auf hoher See, habe ich mir den ein oder anderen Kniff angeeignet, um auch an Bord meine gewohnte Qualität liefern zu können. Vor 10 Jahren kochte ich bereits für sechs Monate gemeinsam mit 3-Sterne-Kochlegende Dieter Müller auf der MS Europa und habe die Welt erkundet. Danach folgten immer mal wieder kurze Segel- oder Kreuzfahrtschiffstouren auf See.

Eine weitere Besonderheit im Vergleich zum Kochen in der Restaurantküche ist der Platz und damit auch die Hitze. Die Bordküchen sind viel kleiner und somit staut sich die Hitze mehr als in einer gewöhnlichen Küche. Das macht die Arbeit deutlich anstrengender! Dazu kommt, insbesondere auf einem Segelschiff, wo man den Seegang deutlich zu spüren bekommt, dass man sich ständig den Schwankungen mit einer anderen Fußstellung anpassen muss. Das ist auf Dauer anstrengender als man denken mag. Das ist mir jetzt während der Reise mit der Sea Cloud Spirit noch einmal bewusst geworden. Das Kochen an Bord ist auch körperlich eine Herausforderung und ich habe wirklich größten Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich für Schiffsgäste kochen. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an das hilfsbereite und wirklich großartige Team der Sea Cloud Spirit.

Abschließend ist es beim Anrichten wichtig, die Teller so zu fixieren, dass auch bei stärkerem Wellengang nichts wegrutscht. Auch hier bedienen wir uns einigen Tricks und lösen dieses Problem, indem wir nasse Tücher unter die Teller legen.

Wer gut improvisieren und mit den Gegebenheiten vor Ort umgehen kann, der kommt auch in einer Bordküche zurecht. Ich jedenfalls freue mich schon auf die nächste Reise unter Segeln! Vielleicht segeln wir ja dann mit Ihnen gemeinsam?

Mit kulinarischen Seemanns-Grüßen

Ihr Tristan Brandt